ARIADNE         NEWS
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Peter Pongratz
"Idyllen und Arkadische Szenen"

Zeichnungen und Pastelle


"Wir stellen vor"
Irene Volk-Götting
"Form ist ein Mysterium"

Vernissage: am Tuesday, 15. October 2002 von 19 - 21 Uhr
Dauer der Ausstellung: 16. October - 9. November 2002
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag 13 - 18 Uhr
Samstag 10 - 13 Uhr
und nach Voranmeldung

Am 15. Oktober eröffnen wir die 4. Einzelausstellung von Peter Pongratz in der Ariadne. Ein langer Weg des Neben- und Miteinanders.

Als ich mit jungen Jahren über die Musik kommend fasziniert war von Bildern und meinen Einstieg suchte zwischen den Abstrakten und den Gegenständlichen, damals vorherrschend die "Wiener Schule", Rainer in der Mitte, wählte ich den gegenständlichen Weg und begann Grafiken der Phantasten zu sammeln.

Später wurde ich stark beeinflusst von der Arenabewegung, einem heute leider nicht mehr nachvollziehbarem Gefühl der Freiheit von Kunst. Nachdem diese ungeheuer kraftvolle Manifestation abgewürgt wurde, und vom 20er Haus in die Schlachthöfe von St. Marx und schließendlich in die Casanova-Bar verdrängt wurde, änderte sich auch meine Einstellung zur bildenden Kunst. Bei der von Dr. Schrage und Horst Gerersdorfer veranstalteten Verkaufsausstellung in der Casanova-Bar erstand ich meine ersten Kunstwerke der durch Dr. Breicha gegründeten Gruppe "Wirklichkeiten".

Einer "Gruppe" von Künstlern, die Dr.Otto Breicha um sich versammelte. Im Mai 1968 wurden diese Künstler zum ersten Mal geschlossen präsentiert. Die legendäre "Wirklichkeiten-Ausstellung" in der Wiener Sezession war eine absolute Sensation. Der Kunstmarkt, damals beherrscht von Minimal- Konzeptkunst und Performance reagierte überrascht und verwundert. Die kraftvolle Malerei dieser 6 Künstler konnte beweisen, dass die Malerei nicht tot war, niemals tot sein wird! . Sie wird nur immer wieder aus künstlerischen, aber durchaus auch aus geschäftlichen Gründen für tot erklärt. Für kurze Zeit konnten die "Wirklichkeiten" für Furore sorgen. Das Problem von Dr. Breicha war es, sich nicht mit den "Mächtigen" der Kunstszene zu verbünden. So wurden die Farberuptionen der Gruppe bald wieder durch minimalistische und konzeptionelle Tendenzen vom Kunstmarkt verdrängt.

1976 übernahm ich die Galerie Ariadne, welche zu einem Hort jener Künstler wurde, die später, ab 1980, unter dem nicht sehr aussagekräftigen Titel "Die Neuen Wilden" Berühmtheit erlangten. Ihnen gelang, was die "Wirklichkeiten" 8 Jahre vorher versuchten. Mit den traditionellen Mitteln der bildenden Kunst, also Malerei, Zeichnung und Skulptur den Kunstmarkt zu erobern.

Erst viel später wurde erkannt, dass die "Wirklichkeiten" sehr starken Einfluss auf einige der "Neuen Wilden" hatten, und daher eigentlich als Väter der Jüngeren gelten können. In der Zwischenzeit haben natürlich alle Vertreter der Gruppe jene Anerkennung und Würdigung gefunden, die sie eigentlich von Anfang an verdient hätten.

Meine ersten Begegnungen mit Peter Pongratz waren sehr erfreuliche, da er mir immer wieder Mut zusprach, mit meiner Arbeit fortzufahren, und mit meinen damaligen Künstlern Anzinger, Schmalix etc. weiterzumachen. Mit Anzinger (einem Verwandten in jenem Gefühl, die Zeichnung von Kindern unnachahmlich nachzuvollziehen) hat er mir damals sogar vorgeschlagen, Bilder zu tauschen.

Peter Pongratz, dringt mit seiner Malerei weit in das Unmögliche, Unbekannte vor. Kunst die einerseits die unendlichen Weiten der Kinderphantasie nutzt und andererseits die Möglichkeiten der unbegrenzten Tiefen der Schizophrenen, die keine Grenzen kennen welche ihre Phantasien, ihre Wirklichkeit stören, in seine Bilderwelten einfließen lässt. Seine intensive Auseinandersetzung mit ozeanischer Kunst, Kunst der "primitiven" Völker, ist nach dem Vorhergesagten nicht verwunderlich.

Peter Pongratz beschreibt den Vorgang, wie er an Bilder herangeht:

"Bildernarren, wie ich, gehen nicht von existierenden Bildern aus. Sie erfinden neue Bilder, die es noch nie zuvor gegeben hat und begeben sich damit - wie im folgendem gezeigt werden soll- in jene höchst undankbare Situation, die sich, jedenfalls in Österreich, seit der Erfindung der Schiffsschraube nicht wesentlich geändert hat. In Unkenntnis dieses Umstandes habe ich zu malen begonnen, weil ich die Bilder, die ich sehen wollte, nirgends zu sehen bekam.

Neben der Forderung an mich selbst, mich möglichst keines bereits existierenden Bildes zu bedienen, weil es mir viel zu sehr von bereits existierenden Vorurteilen okkupiert erschien, was einer beabsichtigten Unmittelbarkeit abträglich gewesen wäre, galt mein Interesse schon sehr früh einer Kunst, die alle Umwege in das Gemüt des Betrachters möglichst vermeiden sollte - im Bedarfsfall sollte sie rau und schmerzhaft oder kitschig und sentimental sein und wenn nötig, hässlich, böse und ironisch wie der Blues. Offen gegenüber allen brauchbaren Stilelementen, sofern sie der Verständigung mit dem Betrachter oder meinem Spielbedürfnis dienlich sein könnten."

Peter Pongratz ist jener Maler, welcher in Österreich den "Geistesgestörten", in Wahrheit der Malerei unseres Innenlebens, der Offenlegung unserer Seele, am nächsten kommt. Er ist wahrscheinlich der einzige Vertreter der "Art Brut" in Österreich, ausgenommen natürlich die Schizophrenen.

Brigitte Borchhardt-Birbaumer geht in ihrer Eröffnungsrede zur Ausstellung in der Burgenländischen Landesgalerie im Juni 2002 auf den Stil der Arbeiten von Peter Pongratz näher ein:

.....Der Jugendfreund Peter Handke beschreibt Pongratz schon nach der ersten Begegnung als "rüde, aber außerordentlich höflich". Trotzdem ich keine Erfahrung mit dem "rüde" habe, ist das Oximoron - das scheinbar Widersprüchliche - in seiner Kunst, die mir lange vor der Person bekannt war, ein anhaltender Eindruck. Das hässlich Schöne, das grafisch Malerische, das wissenschaftlich Naive, das gutmütig Aggressive kommt in riskanten Idyllen vor, in geplantem Chaos von disproportionierter Form mit abstrahiert archaischen Gegenständen und Figuren in schrill harmonischer Farbigkeit und einem linkisch sicheren Pinsel- oder Bleistiftstrich. Ein künstlerisches Programm, das seinen Ursprung bereits in der Geburt der Moderne um 1800 hat, aber mit der Entdeckung der letzten Reservate in der Kunst der Kinder (Hartlaub), der Verrückten (Prinzhorn 1922) und Naturvölker (C.Einstein 1915/21) am Beginn des 20. Jahrhunderts bestimmend wurde; auch wenn der Klassizismus der Diktaturen versuchte, all dies als "entartet" auszulöschen. Um so verständlicher ist der Aufgriff genau dieser Wesensmerkmale der Moderne durch einen 1940 (in Eisenstadt) geborenen Künstler, der als Kind mit seiner Mutter die Bombenkeller erlebte.

Die Kunst der Geisteskranken sei für ihn - so der Künstler in einem Interview mit Gerhard 

Roth - wie der Garten von Giverny für Monet; als sein eigentlicher Lehrer kann der verstorbene Johann Hauser aus dem Haus der Künstler in der Nervenklinik Gugging gelten. Der Ekel vor Akademismus und die antiheroische Einstellung, die auch eine Abscheu vor Künstlerguruverhalten integriert, verweisen auf eine zutiefst demokratische und humanistische Einstellung mit kleinen Vorlieben für die Freiheit des Anarchisten. Peter Pongratz ist einer der wenigen Künstler, die sich schon lange vor der Wende ins 21. Jahrhundert vom spätromantischen, immer noch mit Wagner und Nietzsche liebäugelnden Künstlerheros gelöst hat und damit in Werk und Leben primär antifaschistisch geprägt ist. Das ist in heutigen Tagen der Anfälligkeit und Rückfällen der Justiz in Zeiten vor Montesquieu ein Faktum, das nicht laut genug betont werden kann......

..... für einen Künstler, der 15 Jahre vor den "Neuen Wilden" längst wildes Malen pflegte, 25 Jahre vor Jeff Koons unverfroren Kitsch zu Kunst wandelte und gut 20 Jahre bevor Wissenschaft und Kunst zum gemeinsamen großen Dialog zusammenfanden, längst auf diesem "Trip" war. Die ehrliche Übersetzung der Ideale der Hippiegeneration auf internationalem Niveau hat natürlich viele österreichische Kritiker damals veranlasst, diese Entscheidungen zu verurteilen, da sie nicht dem modischen Mainstream folgten.....

..... Die Suche des Künstlers nach einer Art primitiven chiffrenartigen Ursprache, schon von Klee die "letzte professionelle Erkenntnis" genannt, ist der Schritt aus dem eigenen Schatten, den Blendungen und Vorurteilen des Eurozentrismus. Ich hoffe sehr, dass sich in diesem Sinne für die nächsten vierzig Jahre ein zornig-sanftes Alterswerk von ungeheurer Breite abzeichnet.

B.B.B.

Relativ spät, erst 1994 fand die erste Einzelausstellung von Peter Pongratz, mit dem Titel "Kinderlieder" in der Ariadne statt. Es folgten 1996 die Zeichnungen zum Buch "Sitzt ana und glaubt er is zwa..." mit Texten von Andre Heller und Helmut Qualtinger, sowie 1998 eine Präsentation "Neue Arbeiten".

Seit 1987 hält sich Peter Pongratz in Dalmatien, auf der Insel Korcula auf, und hat diese Insel seit 2000 zu seinem 2. Wohnsitz gemacht. Es scheint mir, dass ihn diese Umgebung, das ländliche Leben des Künstlers, der doch früher ganz und gar ein Kind der Stadt war, sehr stark zu seinen letzten Arbeiten anregte. Der bezeichnende Titel unserer Ausstellung: "Idyllen und Arkadische Szenen"

Ferdinand Netusil


"Wir stellen vor"
Irene Volk-Götting
"Form ist ein Mysterium"

Die Künstlerin schreibt über ihre Arbeit:

"Ich arbeite immer sehr spontan, kräftig, intensiv, kaum nachträgliche Korrekturen. Beim Malen fühle ich mich wie ein Brennpunkt. Das kann manchmal sehr schnell gehen oder sich eher meditativ vollziehen, auf jeden Fall mit ganzem Einsatz. Ich erarbeite thematische Zyklen, in welchen ein Thema immer wieder aufgegriffen und vertieft wird.

Mein Ausgangspunkt ist immer die Farbe. Ich verwende auch Natursubstanzen wie Asche, Erde und Sand. Diese Materialien veranlassen mich, die Natur von innen neu zu befragen. Fließspuren, Kratzlinien - es ist ein Suchen nach der ursprünglichen Lebendigkeit."



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zuletzt aktualisiert: 9. November 2002