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Jasomir Oetker
"Heimspiel"

oder "Sport, Wirtschaft und Medien"

Vernissage: am Saturday, 7. June 2008 von 12 - 16 Uhr
Dauer der Ausstellung: 10. June - 28. June 2008
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag 13 - 19 Uhr
Samstag 11 - 16 Uhr

HEIMSPIEL – ein Denkanstoß

Karl Schranz wurde knapp vor Beginn der Olympischen Winterspiele 1972 in Sapporo von IOC-Präsident Avery Brundage ausgeschlossen - nach einem Verstoß gegen das damalige Amateurgesetz. Ein dem IOC zugespieltes Foto, das Schranz in einem Jersey mit Kaffee-Werbung zeigte, war offiziell für Brundage Indiz, dass Schranz „kein Amateur“ sei; Schranz hatte dieses "corpus delicti" irgend einmal (wahrscheinlich im Sommer 1971) anlässlich eines Benifiz-Fußballspiels getragen. (Wikipedia).

Brundage hatte ein Exempel statuiert, wohl wissend, dass die damaligen Amateurregeln generell nicht mehr eingehalten wurden. Sowohl bei den Sportlern der Olympiade wie auch bei den diversen Weltmeister- und Europameisterschaften.

Und wie sieht das heute aus???? Die diversen Organisationen selbst schließen Verträge mit allen möglichen Firmen ab. Die Veranstalter müssen Knebelverträge akzeptieren. Sport hat heutzutage nur mehr sehr wenig mit Idealismus zu tun. Im Großen und Ganzen geht es um das große Geld.

Bei der aktuellen Europameisterschaft im Fußball hat die UEFA Verträge mit zahlreichen Firmen abgeschlossen:

Die Fußballeuropameisterschaft wird zu einem großen Teil durch Sponsoren finanziert. Allein die 17 offiziellen Hauptsponsoren zahlen rund 370 Millionen Euro und machen damit einen erheblichen Anteil an den erwarteten 900 Millionen Gewinn, den die UEFA mit der Europameisterschaft 2008 erwartet. Mit MasterCard, Carlsberg, McDonald’s, Coca-Cola, JVC und Hyundai gibt es sechs UEFA-EUROTOPS-Partner, die bereits im Herbst 2005 Rechtepakete bis ins Jahr 2009 für verschiedene Nationalmannschaftswettbewerbe der UEFA – darunter die Europameisterschaft 2008 - für insgesamt 257 Millionen Euro erworben haben. (Wikipedia)

Das führt zu grotesken Situationen:

So werden Wirte, Gastrostände und Restaurants in der Fanzone gezwungen, sowohl in der Schweiz wie in Österreich nur ein ganz bestimmtes Exportbier auszuschenken. Die meisten haben jedoch Verträge mit eigenen Brauereien, die oftmals beträchtliche Beträge in diese Lokale investiert haben. Zwei Wirte in der Schweiz, die in einer Fanzone liegen und sich geweigert haben diese Biersorte auszuschenken, wurden gezwungen, ihr Lokal durch einen Bretterzaun von der Fanzone abzugrenzen!!!!

Ein anderes sehr schwerwiegendes Problem sind die rapid ansteigenden Kosten, die jeder Fußballverein auf sich nehmen muss. Die Transferkosten explodieren. Viele Vereine stehen vor dem finanziellen Ruin. Sie kaufen ein, der Spieler erfüllt nicht die Erwartungen und muss zu einem weitaus geringeren Preis abgegeben werden. Allein der Terminus macht schon schaudern. Die Börse schaut herein.

Eine kleine Auswahl von fünf Topvereinen, ihre Ausgaben für Transfers 2007/8:

Real Madrid 119.000.000 €
Tottenham Hotspur 95.150.000 €
Manchester United 86.300.000 €
FC Liverpool 84.050.000 €
Atletico Madrid 84.000.000 €

Wohlgemerkt, es handelt sich jeweils um Millionen €!!!!!

Und die Top 5 Spielertransfers, jeweils die Ablöse von einem Verein zum anderen:

Zinedine Zidane 73.500.000 €
Luis Figo 60.000.000 €
Hernán Crespo 55.000.000 €
Gianluigi Buffon 54.100.000 €
Gaizka Mendieta 48.000.000 €

Hat das noch mit Sport zu tun, oder eher mit Menschenhandel????

Aber zurück zu unserem Karl Schranz. Ein Jersey mit dem Aufdruck einer Kaffeefirma wurde ihm zum Verhängnis. Getragen bei einer Benefiz-Veranstaltung. WOW!!!!!!!!!!

Machen Sie sich klar, wie viele Werbebanner auf jeder Schistrecke der Welt an uns vorüberflitzen. Wie viel Werbung die Rennstrecken der Formel Eins zieren. Und wie viel Werbung die Spielfelder der Fußballarenen umspannen, in neuester Zeit auch schon wechselbar im Minutentakt, damit ja viele drankommen und natürlich noch mehr Geld fließt.

Und die Sportler. Gibt es eigentlich noch einen Körperteil von Spitzensportlern, der nicht mit Werbung verziert wäre???

Ist heute Sport wirklich noch das, was er einmal war? Sicher nicht! Wie die Wirtschaft wird auch der Sport immer mehr von den Großkonzernen gelenkt. Der Fußballstar ist das wert, was er einbringt. Bringt er die von ihm verlangte Leistung nicht mehr, wird der auf dem Transfermarkt angeboten. Wer dann mehr bietet, hat den Zuschlag. Der Spieler wird zur Ware.

Und oben thronen die "Weltkonzerne" wie UEFA, FIFA, IOC u.a., die peinlich darauf schauen, dass ihnen ihre Macht nicht entgleitet. Der Geldfluss nicht vielleicht einmal stoppt. Geleitet durchwegs von älteren Herren, die auf ihren Sesseln kleben.

Unsere Ausstellung „Heimspiel“ möchte ein kleiner Anstoß sein, bei all der Euphorie über die EURO 2008, ein wenig über diese Auswüchse nachzudenken.



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zuletzt aktualisiert: 14. June 2008