am 27. February in Krakau geboren
1994
am 3. March in Wien verstorben
Studierte
Musikologie, Philosophie und bei Arthur Malawski und Josef Koffler Komposition.
1947-1950 leitete er die Musikabteilung von Radio Krakau, 1950-1956 war er in
Tel
Aviv (Israel) Direktor der Staatlichen Musikbibliothek und Professor an der Musikakademie.
1957 kehrte er nach Europa zurück und arbeitete zunächst am
Studio de Musique Concrete
in Paris, übernahm jedoch bald das Lektorat für neue Musik des österreichischen
Verlages Universal Edition in Wien und
übersiedelte dorthin. Lebt als freischaffender
Komponist in Wien.
In seinen frühen Werken dominiert der Einfluß von Strawinsky und Szymanowski. 1938
begegnet er Partituren Anton Weberns, und dieses Ereignis gibt ihm entscheidende
Impulse: nicht nur komponiert er jetzt zwölftontechnisch, sondern bleibt von
da
an stets an der Spitze der westeuropäischen Avantgarde. Er, der 1959 die erste Ausstellung
„Musikalischer Grafik" in Donaueschingen organisierte, hat
besonders auf dem Gebiet
der Notationstechnik bahnbrechend gewirkt. Seine spezifische Kombination von exakten
und assoziativen Notationselementen wendete er
vor allem in vielen „Mobiles" für
verschiedene Besetzungen an. Seine Lösungen wurden deshalb viel nachgeahmt, weil
sie, ebenso klug wie bildästhetisch
reizvoll, prinzipielle Lösungen bedeuteten,
die nur Abwandlungen, aber keine grundsätzlichen Änderungen erlaubten. Dazu gehört
auch sein in „Tableau für
Orchester" angewandtes Verfahren: die rechten Seiten der
Partitur enthalten den gesamten Ablauf graphisch notiert für den Dirigenten, die
linken einige
wichtige Stellen dieses Ablaufs so im Detail aufgezeichnet, wie es
die Einzelparte der Musiker sind. Wäre die ganze Partitur detailliert notiert, hätte
sie
absolut unbrauchbares Format; so aber lassen sich eine extrem große Anzahl von
Details vom Orchester verlangen und vom Dirigenten überblicken.
Über
alles Technische hinaus sind es letztlich irrationale Qualitäten, die Roman
Haubenstock-Ramatis Musik zur großen Musik machen. Unaufdringliche und
zurückhaltende,
aber kompromißlose Menschlichkeit, ja oft eine einzigartige Wärme zeichnen diesen
Musiker und seine Musik aus, und nicht zuletzt deshalb wird
er an verschiedene Brennpunkte
heutiger Musik in aller Welt berufen. Er hielt Seminare ab bei den Internationalen
Ferienkursen in Darmstadt 1964 und 1965, an
der Stockholmer Musikakademie, am Instituto
di Tella in Buenos Aires 1968, an der Musikakademie in Tel Aviv und leitete die
Woche der „stichting
gaudeamus" in Bilthoven/Holland 1967. Sein großes, alle musikalischen
Gebiete umfassendes Schaffen läßt ihn heute schon als einen der führenden Komponisten
der zweiten Jahrhunderthälfte erscheinen.
Erhard Karkoschka(1971)