news_id_req:1.) Grundsätzliches.
Analoge Fotografie, authentische Aussagen.
Das Fluidum der Fotografie, der workflow als Zeitbogen, die Körnung/Textur des Films als Gegensatz zum sofort verfügbaren Plastik des Digitalzeitalters, gibt die zusätzliche Ebene. Zeitlich und visuell. Der Blick des Betrachters soll nicht an der Oberfläche haften bleiben. Für mich bedeutet analoge Fotografie das Arbeiten in einem Zeitrahmen, der den Respekt vor der Wirklichkeit und meiner Interpretation davon, darstellt. Ich will nicht Alles sofort sehen, immer online sein, will reflektieren und warten. Ich muss mich mit der Wirklichkeit auseinandersetzen, nur dann kann mein Abbild (Ausschnitt davon) authentisch sein.
2.) Philosophisches.
Jean Baudrillard : Warum ist nicht alles schon verschwunden?
Mathes & Seitz Berlin
Hegemonial und Digital
Um diesen Übergang zu illustrieren, gibt es keine schönere Analogie als die des digital gewordenen und im selben Zug vom Negativ und der realen Welt befreiten Fotos. Beide Erscheinungen ziehen unberechenbare Konsequenzen nach sich - auf unterschiedlichen Ebenen natürlich. Ende einer singulären Präsenz des Objekts, denn es kann digital konstruiert werden. Ende des singulären Moments des fotografischen Akts, denn das Bild kann unmittelbar gelöscht oder wieder zusammengesetzt werden. Ende des unabweisbaren Zeugnisses des Negativs. Gleichzeitig verschwinden der Aufschub und die Distanz, diese Lücke zwischen Objekt und Bild, die das Stadium des Negativs darstellt. Das analoge Foto ist ein von der Welt hervorgebrachtes Bild, das Dank des Medium Films noch eine Darstellungsdimension impliziert. Das digitale Bild hingegen ist als Bild direkt aus dem Bildschirm hervorgegangen und mischt sich unter die Masse aller anderen Bilder, die ebenfalls aus dem Bildschirm hervorgegangen sind. Es fällt in den Bereich des Fließenden und ist dem automatischen Funktionieren des Apparats unterworfen. Wenn das Kalkül und das Digitale über die Form siegen, wenn das Programm über den Blick triumphiert, kann man dann noch von Fotografie sprechen?
All dies ist keine rein technische Peripetie: Mit dieser Wende zum Digitalen wird die gesamte analoge Fotografie, wird alles Bild - verstanden als Konvergenz des vom Objekt ausgehenden Lichts mit dem vom Blick ausgehenden Lichts - geopfert und definitiv verbannt. Im Zuge der Digitalisierung wird man bald keinen Film mehr finden, keine empfindliche Oberfläche, auf der sich die Dinge im Negativ einschreiben. Es wird nur noch ein Bildprogramm geben, einen digitalen Effekt in Milliarden von Pixeln sowie eine unerhörte Leichtigkeit von Aufnahmen, Bildrückkopplungen und "Photosynthesen" von allem möglichem. Metaphorisch gesprochen ist es der ganze Reichtum des Spiels von Anwesenheit und Abwesenheit, Erscheinen und Verschwinden, also der ganze Reichtum des fotografischen Akts, der mit dem Aufstieg des Digitalen verschwindet. (Während der fotografische Akt das Objekt für einen kurzen Augenblick in seiner "Realität "erscheinen lässt , gibt es beim virtuellen Bild oder der digitalen Aufnahme so etwas nicht, von der Magie des allmählichen Durchscheinens des Bildes im Prozess der Entwicklung ganz zu schweigen.)
Ebendies hat die Welt verändert sowie die Art und Weise, wie wir die Welt sehen.
Dem Bild angetane Gewalt
Die äußerste Gewalt. die dem Bild angetan wird, ist die des synthetischen, computergenerierten Bildes, das ex nihilo aus dem digitalen Kalkül und dem Computer hervorgeht.
Damit ist Schluss mit der Imagination des Bildes (Image) , mit seiner grundsätzlichen "Illusion", denn in einer synthetischen Operation gibt es keine Referenz mehr, das Reale hat keinen Anlass und keinen Ort mehr (n‘a plus lieu ) , weil es unmittelbar als virtuelle Realität produziert wird.
Die digitale Produktion beseitigt das Bild als Analogon, sie beseitigt das Reale im Sinne von etwas, das "imaginiert" werden kann. Der fotografische Akt, dieser Moment des Verschwindens sowohl des Subjekts als auch des Objekts in ein und derselben augenblicklichen Konfrontation - der Auslöser hebt die Welt und den Blick für einen Moment, eine Synkope, einen kleinen Tod lang auf, der die maschinelle Performanz des Bildes auslöst -, eben dieser Moment verschwindet im digital processing.
All dies führt unweigerlich zum Tod der Fotografie als Originalmedium. Zusammen mit dem analogen Bild verschwindet das Wesen der Fotografie. Das analoge Bild zeugte noch von einer äußersten direkten Präsenz des Subjekts gegenüber dem Objekt. Ein letzter Aufschub der Zerstreuung und der Welle des Digitalen , die uns erwarten.
Schon das Problem der Referenz war beinahe unlösbar: Was hat es auf sich mit dem Realen? Was hat es auf sich mit der Darstellung? Wenn aber mit dem Virtuellen der Referent verschwindet und sich alles in der technischen Programmierung des Bildes verflüchtigt, wenn es nicht mehr um eine reale Welt im Gegenüber zu einem empfindlichen Film geht ( dasselbe gilt für die Sprache, die ihrerseits einem Film gleicht, der den Ideen gegenüber empfindlich ist ). dann ist im Grunde keine Darstellung mehr möglich.
Es kommt noch schlimmer. Das analoge Bild unterscheidet sich dadurch, dass sich in ihm eine Art Verschwinden, Distanz oder Stillstellen der Welt abspielt. Dieses Nichts im Herzen eines Bildes, von dem Warhol spricht.
Wohingegen es sich im Digitalen oder, allgemeiner gesagt, beim synthetischen, computergenerierten Bild
kein Negativ, nichts "Aufgeschobenes" mehr gibt. Dort stirbt nichts, und dort verschwindet nichts. Das Bild ist nur mehr das Ergebnis einer Anweisung und eines Programmes, verschlimmert nur durch die automatische Verteilung von einem Träger zum anderen: Computer, Mobiltelefon, Fernsehbildschirm und so fort - die der Automatizität bei der Konstruktion des Bildes entspricht.
Muss man also die Abwesenheit oder die Leere retten? Gilt es dieses Nichts im Herzen des Bildes zu retten?
Den Sinn abzuziehen bedeutet jedenfalls, das Wesentliche in Erscheinung treten zu lassen, nämlich die Tatsache, dass das Bild wichtiger ist als das, wovon es spricht - ganz so, wie die Sprache wichtiger ist als das, was sie bedeutet
3.) Inhaltliches.
Titel: "Licht und Struktur"
auf der Suche nach der abstrakten Realität
Vordergründig Gegenständliches wird ausgelassen, Komposition auf Struktur, durch Licht und Reflektion gefunden und Spannung erzeugt. Der Fotograf arbeitet mit analogem Farbnegativfilm vermeidet jedoch plakative Farben und Kontraste, die Arbeiten wirken meditativ und sind dennoch voller Kraft. "Weniger ist mehr"- Miles Davis