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"Erinnerungsbilder, Ausschnitte, verarbeitet"
Hans Thomann
"Tag und Nacht"
"Wir stellen vor"
Thomas Helmbold
Helmut Sennhauser
"Erinnerungsbilder, Ausschnitte, verarbeitet"
Helmut Sennhauser, wurde 1958 in Will, Schweiz, geboren, Mitgestalter der Kulturbegegnungsstätte "WERKSTALL" und der Bar "TANKSTELLE", und Lehrbeauftragter an der "SCHULE FÜR GESTALTUNG", sämtliche in St. Gallen, hat in der letzten Zeit neue Wege in seinem künstlerischen Schaffen beschritten.
Er hat sein Atelier mit Computer, Digitalkamera und Inkjekt-Printer aufgerüstet. Aber Bienenwachs bildet weiterhin ein wichtiges Arbeitsmaterial. Daraus formt er handgroße Modelle, die er mit der Digitalkamera aus unterschiedlichen Blickwinkeln fotografiert. Die Makroaufnahmen werden am Computer geringfügig bearbeitet, auf Papier gedruckt und auf Leinwand aufgezogen.
Das Wachsmodell gießt Sennhauser nach getaner fotografischer Arbeit in einen Harzkörper ein und schmilzt anschließend den organische Stoff weg. Zurück bleibt ein eisklotzartiges Gebilde, das die verlorene Form als Hohlkörper umschließt. Es ist in einen oszillierenden Zustand zwischen Verlust und Schutz übergetreten. Nicht nur formal und materiell ergeben sich Analogien zu Methoden der Konservierung seltener Insekten und Blumen. In den handlichen Objekten ist simultan Vergangenheit greifbar und die Urform zerstört worden.
Die Fotoarbeit, das eigentliche Hauptwerk der letzten Monate, bleiben als dokumentartige "Erinnerungsbilder" an die Wachsarbeiten zurück. Ähnlich Elektronenmikroskop, Unterwasser- oder Endoskopieaufnahmen in wissenschaftlichen Zeitschriften scheinen sie Einblich in fremde, wundersame Welten zu geben, wo Pilze wuchern, Pflanzen sich umschlingen, Geschwüre wachsen und harmlose Schuppen zu Ungeheuern werden.
Was als Hommage an die faszinierenden Schönheiten der Natur gelesen werden könnte, entstammt auch einer unsentimentalen Auseinandersetzung mit dem Weltgeschehen, in das sich beunruhigende Träume und Respekt vor Unerklärlichem mischen. Da ist ein wiederkehrender Traum: Der Künstler wandert an ihm bekannten Orten, zwischen vertrauten Häuserzeilen, durch sein Leben. Doch da fehlen bestimmte Objekte und Menschen von persönlicher Bedeutsamkeit und sind nur als Hüllen, Erinnerungsbilder oder Geisterwesen da. Da sind wiederkehrende Bilder aus dem Weltgeschehen: Städte werden dem Erdboden gleichgemacht, Kulturen unterdrückt, Natur zerstört, Menschen sterben. Was bleibt zurück? Wie konserviert sich die Erinnerung?
Keine der Fotoarbeiten ist einteilig. Als Di- oder Triptychon angelegt, präsentieren sie sich als Ausschnitte einer offenen Reihe, die immer wider neue Facetten des Gewesenen freigibt.
Die sichtbare Leinwandstruktur und die Unschärfe verleihen den Fotografien malerische Qualitäten. Die weiche Ausleuchtung lässt jede Unebenheit und jedes Stäubchen hell aufleuchten. Die grobe Auflösung der Formen zwingt zur Distanz, welche die erwartete Klarheit dann doch nicht einlöst. Vieles bleibt in den Fotoarbeiten in der Schwebe, veränderbar, rätselhaft -wie der Geist von Verstorbenen unfassbar und die Erinnerung an Vergangenes einem langsamen Veränderungsprozess unterworfen ist.
Neu bei den Arbeiten für Wien ist die Verwendung des Grundmaterials. Sennhauser fotografiert Zeichnungen aus alten Schulheften -etwa in der 5. und 6. Klasse entstanden, also als 10-11jähriger- welche erfolgreiche und weniger erfolgreiche eidgenössische Schlachten darstellen. Ausschnitte dieser Zeichnungen werden digital verarbeitet und als Inkjet-Print auf Papier gebracht. Die so entstandenen Bilder werden übermalt.
Hans Thomann
"Tag und Nacht"
Hans Thomann wurde 1957 in Uzwil, Schweiz, geboren. Er lebt und arbeitet in St. Gallen.
Über seine Arbeiten schreibt er:
Die visuellen Eindrücke unserer Alltagswelt sind gigantisch. Eine schier unendliche Bilderflut überschwemmt uns. Wichtiges und Unwichtiges wird in Sekundenschnelle von einander getrennt.
Datenhighway, Datenfluss und Informationsgesellschaft sind denn auch Ausgangspunkte meiner neuen Bilder und Skulpturen. Alle Medien sind mir als Datenträger willkommen. Wie zum Beispiel: Tageszeitung, Modezeitschrift, Fachbücher, Werbung, TV, Internet, ...
Die Bilder, die mich in irgend einer Weise interessieren und anregen, werden ausgeschnitten, vergrößert, verkleinert, fotokopiert und gesammelt. Später werden sie gesichtet, geordnet, archiviert, und auf die Leinwand übertragen.
Es gehört zum Konzept, dass alle Bildelemente die auf die Leinwand übertragen werden, gemalt werden müssen. Kein Plotter - kein Drucker - keine Siebdrucke! Die mich interessierenden Bilder müssen erst meinen individuellen Filter durchlaufen - müssen aus diesem Grunde von mir persönlich reproduziert werden.
Dadurch werden sie neu interpretiert - in einen neuen Kontext eingebunden. Es entstehen Bilder deren Ebenen sich überlagern und sich so dem Blick immer wieder entziehen. Die Gleichzeitigkeit der Informationen erschwert es, eine bestimmte Information herauszuschälen.
Das Auge, und somit der Betrachter, muss sich immer wieder von neuem entscheiden welchen Bildinhalt, welche Bildebene, es fixieren, oder von welchem sich aufdrängenden Bildelement es sich leiten oder verführen lassen will.
In unserer Reihe "WIR STELLEN VOR"
zeigen wir gleichzeitig Arbeiten des deutschen Künstlers
Thomas Helmbold
Der Künstler wurde1952 in Dachrieden, Thüringen geboren. Er lebt und arbeitet in Hannover und Dachrieden.
GABRIELE CZÖPPAN schreibt in "Thomas Helmbold - Malerei von 1986 - 1993":
In den Bildern von Thomas Helmbold vereinigen sich ein ungewöhnliches Empfinden für Farbe und Form mit einer scharfen bildnerischen Intelligenz. Ausgehend von einem kraftvollen, dynamischen Gestus, pendelt der Maler lustvoll zwischen den beiden Polen Abstraktion und Gegenständlichkeit. In abwechselnden Zyklen entwickelt der Künstler seine Sprache, mal mehr, mal weniger von der Natur seiner Umgebung geprägt. Reich an poetischer Erfindung gewinnt die Farbe, trotz ihrer Anbindung an den Gegenstand, eine ganz unabhängige Eigenbedeutung. Der Schwung des Pinselstriches und der Wurf der Farbe verraten hinter dem Malprozess eine voluptive Expression. Das Netz organischer Formen ist durch breite, tropfende Linien miteinander verbunden und findet so schließlich zu einem harmonischen strukturierten Ganzen.