news_id_req:"Malerei"
"Wir stellen vor"
Lisa Niederreiter
"Organe der Heimat"
Beatrice Dettmann
"Aufgelesen und Geschichtet"
Die Künstlerin studiert ab 1982 an der Hochschule für Bildende Künste, Hamburg, und Philosophie an der Universität, Hamburg. Sie lebt und arbeitet in Hamburg und Bremen.
"In ihren großformatigen Eitempera-Bildern fällt der pastos gespachtelte Farbauftrag auf, der den Werken in Kombination mit der heftigen expressiv-malerischen Geste eine besondere haptische Qualität verleiht"
Dr. Christiane Ladleif, Hamburger Kunsthalle.
Initiiert wurden meine Arbeiten durch Haufen aus Ästen, Brennholzstapeln, und Hölzer, die zu Holzkohle verbrannt werden. Aufgelesenes Holz in der Sahelzone, wertvoll für den Alltag, wird geschichtet und gesammelt für die weitere Verwendung.
In den Werken verselbstständigt sich der Malanlass zu einer eigenständigen Struktur, die durch das Beimischen von Sänden noch verstärkt wird.
Die Farbe wird aufgespachtelt, aufgeschabt, wieder entfernt durch kratzen und auch durch abduschen, sodass eine vielschichtige, schrundige Oberfläche entsteht, die den Prozess der Werdung immer mitformuliert.
Mich reizt an der Eitempera das eigene Herstellen der Farbe, was mich in die Arbeit einstimmt. Die Farbe erscheint kreidig und offen. Die Malwerkzeuge sind außer Pinsel und Spachtel auch Spülbürste und Hofbesen.
In einem Farbraum sind in weiteren Werken in ihrer Physis extrem reduzierte Gestalten, die einzeln oder in Gruppen silhouettenhaft - scheinbar aus dem Nichts - auftauchen.
"Der Spannungsbogen in dem Werk reicht von gänzlich abstrakten Arbeiten, in denen sich die Farbflächen aneinander und übereinander legen - worin sich auch der Einfluss von Prof. Gotthard Graubner aus der Zeit der Hamburger Kunsthochschule kenntlich wird - ,über den thematisch gegenständlicheren, in der Umsetzung aber das Gestische, Verwirbelnde des Pinselstriches betonenden "Heubündels", bis hin zu den schmalen, hochaufgeschossenen Menschenbildern,"
Dr. Christiane Ladleif, Hamburger Kunsthalle.
In unserer Reihe "WIR STELLEN VOR" zeigen wir gleichzeitig Arbeiten der deutschen Künstlerin
Lisa Niederreiter
"Organe der Heimat"
Die Künstlerin wurde 1962 in München, BRD, geboren. Sie studierte Kunstpädagogik an der LMU, München. 1994 Promotion in Kunstpädagogik. Seit 1981 freie künstlerische Tätigkeit im filmischen Bereich, daneben Zeichnung und Malerei.
Im Nachfolgenden Gedanken der Künstlerin zu ihrem in der Ariadne präsentierten Projekt:
Dieses Projekt befasst sich mit der Verortung von Heimat.
Es geht um Fragen, ob Heimat als ein bestimmter Ort außen lokalisiert ist, oder ob es sich dabei um Gefühle und Wahrnehmungen im Inneren handelt, also der Ort der Heimat ein physischer, im Körper befindlicher ist. Dieses Spannungsfeld zwischen Körpersensation und dem realen Platz der Heimat wird mittels Röntgenbildern aufgegriffen und materialisiert, denen biographisch bedeutsame Ortsansichten in Organform über Schneide- und Nähvorgänge eintransplantiert werden.
Basis dieser Ortsansichten sind Fotografien, die ich in einem Zeitraum von einem Jahr aufgenommen habe, wann immer mich Gedanken und Gefühle an Heimat beim Anblick von ganz unterschiedlichen, auch unbekannten Orten befielen.
Gemäß der Eigengesetzlichkeit des ästhetischen Materials sind in diesem Kontext auch komplexe Organverpflanzungssysteme entstanden. So verbinden sich in den einzelnen Arbeiten je nach Bildvorlage erinnerte, kopfgespeicherte Ansichten mit Sehnsüchten nach Heimat, die leiblich anzusiedeln sind. Besonders bedeutsam ist in diesem Zusammenhang die Materialität der Nahtspuren, welche die Foto-Organe mit den Körpern der Röntgenbilder vernetzen und mitunter selbst eigene perforierend mehrschichtige Zeichnungen darstellen.
So sind mit diesen Arbeiten beinahe anatomische Topographien entstanden, welche den Heimatbegriff als einen sehr viel weiter gefassten erscheinen lassen und begreifbar machen.