news_id_req:Abschied von der Bäckerstrasse
Nach 36 Jahren GALERIE ARIADNE in der Bäckerstrasse 6, 31 Jahren in denen ich mit der Galerie verbunden war, und 28 Jahren in denen ich mit meiner Familie die Galerie geleitet habe, haben wir uns entschlossen, aus Kostengründen, die Räume in der Bäckerstrasse zu verlassen. Somit ist die Ausstellung Ferdinand Melichar die letzte Präsentation die wir in in diesen Räumen veranstalten. Dieser Entschluss fiel uns nicht leicht. Künstler wie Andraschek, Anzinger, Brausewetter, Damisch, Kandl, Kern, Melichar, Mosbacher, Moser, Pils, Schmalix u.v.a. hatten in der Bäckerstrasse ihre erste Präsentation. In unserer Reihe "Wir stellen vor" zeigten wir Erstpräsentationen bzw. die erste Ausstellung in Österreich von 110 Künstlern aus Österreich, Frankreich, den USA, den Niederlanden, der BRD, der Schweiz, Italien, Spanien, Korea, Polen, Türkei, Großbritannien, dem Irak und den Philippinen.
In ihrer Rede zur Verleihung des silbernen Ehrenzeichens für Verdienste um das Land Wien sagte Frau Kulturstadträtin Dr. Ursula Pasterk.:
"Von Anfang an war es das Hauptanliegen der Galerie, junge österreichische Maler und Zeichner zu fördern, und es gibt im gesamten Wiener Kulturbetrieb wohl keine Galerie, die jungen Talenten so viele Erstausstellungen ermöglicht hat, wie Ferdinand Netusils Ariadne.
Gäbe es einen eigenen Orden für die Entdeckung künstlerischer Novitäten, eine Medaille für eine fast untrügerische Spürnase im Erkennen von Talenten, Ferdinand Netusil müßte sofort damit ausgezeichnet werden. Wir können ihm nur - und dafür mit umso mehr Bewunderung - ein städtisches Ehrenzeichen verleihen."
Für Ihr Vertrauen durch die ganze Bäckerstrassen-Ära möchte ich mich recht herzlich bedanken. Ich bin jetzt in einem Alter, wo ich daran denken muss, die Galerie Ariadne weiterzugeben. Ich werde in der nächsten Zeit meine Pension antreten. Mein Sohn Thomas wird in neuen Räumen die Tradition der Galerie Ariadne weiterführen. Ich hoffe, dass Sie ihm das selbe Vertrauen entgegenbringen, dass sie mir in all den Jahren entgegengebracht haben.
Ferdinand Netusil
Neubeginn in der Fleischmanngasse
Ich freue mich Ihnen gleichzeitig mitteilen zu können, das ich die Galerie Ariadne im Herbst in der Fleischmanngasse 1 im 4 Bezirk eröffnen werde. Das Lokal, ein Gassenlokal, liegt nur ca. 300 Meter von der Schleifmühlgasse, dem neuen Galerieviertel Wiens entfernt.
Selbstverständlich werde ich die Tradition der Galerie, junge Malerei und seit kurzem Fotografie zu zeigen, fortsetzen. Viele unserer Kunden kennen mich schon seit meinem 12 Lebensjahr, in dem ich anfing nach der Schule in der Galerie mitzuarbeiten. Auch ein Jahr Mitarbeit in der renommierten Spanischen Galerie Juana Mordo in Madrid, war ein wichtiger Teil meines Werdegangs. Seit einigen Jahren betreute ich die jungen Künstler der Ariadne, von denen einige schon wieder recht großen Erfolg hatten.
Thomas Netusil
Ferdinand Melichar
"Neue Arbeiten"
Seit unserer ersten Zusammenarbeit, 1986, in einer Ausstellung im Rahmen unserer Reihe „Wir stellen vor“, hat das Werk von Ferdinand Melichar eine bemerkenswerte Entwicklung genommen. In dieser überhaupt ersten Präsentation des Künstlers und auch noch lange Zeit später, waren die Themen seiner Bilder dem Leben entnommen, dass sich in ihm und um ihn herum abspielte. Als er in Wien lebte, die Stadt, immer wieder seine Frau Elisabeth und er selbst in Selbstbildnissen. Ein wichtiges Thema, das sich durch sein gesamtes Schaffen zieht, ist die Sexualität in all ihren Spielarten. Als sie aufs Land zogen, waren die Kinder, die Familie, der Park rund um das Schloss immer wieder Themen seiner Arbeit. Später entwickelt er eine Affinität zu religiösen Themen. Sein Christus war aber nicht ein geduldig leidender, sondern einer, der seinen Schmerz hinausbrüllte.
Stilistisch war es eine Malerei in der besten österreichischen Tradition der expressiven Figuration. Die Ölfarben trug er sehr pastos auf, seine Bilder hatten eine haptische Oberfläche die zum „begreifen“ verleitete. Manche Bilder hat er damals 4-5 mal übermalt, sodass sie neben dem gewichtigen Inhalt auch ein erhebliches Gewicht aufwiesen.
Die Bilder des Ferdinand Melichar sind allgemeiner geworden. Obwohl wir vermuten können, dass wieder sein Umfeld die Themen seiner Bilder liefert, ist dieses Umfeld nicht mehr deutlich sichtbar, sind seine Bilder allgemein gültiger geworden.
Man mag den „schön“ gemalten Landschaften und den idyllischen Szenen im Kinderzimmer nachtrauern. Schwerer zugänglich sind die neuen Bilder sicher, aber gut gemalt sind sie allemal.
Die Bilder des Ferdinand Melichar ziehen in ihren Bann. Man kann sich der Faszination dieser Bilder schwer entziehen obwohl der Künstler auf den Betrachter kaum Rücksicht nimmt. Es zahlt sich aber aus, sich mit diesen Bildern auseinander zusetzen.